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Bei Donald Trumps Reise in den Nahen Osten zählen nur die Deals

President Donald Trump and Saudi Crown Prince Mohammed bin Salman speak during a meeting at the Royal Palace in Riyadh, Saudi Arabia, Tuesday, May 13, 2025. (AP Photo/Alex Brandon)
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Donald Trump mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman.Bild: keystone

Trumps Reise nach Nahost: Nur die Deals zählen

Umringt von Krieg und Krisen besucht Donald Trump drei Golfstaaten. Politisch ist die Lage kompliziert – aber dem US-Präsidenten geht es auch eher um Geld und Geschenke.
13.05.2025, 21:2914.05.2025, 08:19
Carsten Luther / Zeit Online
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Donald Trumps erstes Reiseziel seit seinem Amtsantritt, abgesehen von der Papstbeerdigung in Rom samt Ukraine-Diplomatie am Rande, ist wahrlich keine Überraschung. Schon 2017 flog er als US-Präsident zuerst nach Saudi-Arabien, so auch diesmal. Am Morgen landete er in Riad, am Mittwoch und Donnerstag geht es weiter nach Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Womöglich weil ihm die Golfstaaten in mancher Hinsicht sympathisch sind: ziemlich autoritär, ziemlich reich – und eben immer offen für einen lohnenden Deal. Solche, die aus Trumps Sicht gut für die USA sind. Vor allem solche, die gut für die Geschäfte sind, nicht zuletzt seine eigenen beziehungsweise die seiner Familie.

Natürlich ist allen voran Saudi-Arabien auch geopolitisch ein weit wichtigerer Akteur als noch während Trumps erster Amtszeit – zumal seit der Iran als Regionalmacht schwer angeschlagen ist, der Gazakrieg hergebrachte Gewissheiten infrage stellt und nicht zuletzt der Sturz Baschar al-Assads in Syrien die Region verändert hat. Das Königreich mit seinem mächtigen Kronprinzen Mohammed bin Salman geht aus dieser Zeitenwende gestärkt hervor, präsentiert sich vielfach als Vermittler, für den Stabilität und Sicherheit auch im eigenen Interesse liegen.

Vielleicht mag Trump sogar vor Monaten gehofft haben, der Nahe Osten könne ein guter Ort sein, um mit Wladimir Putin einen Frieden mit der Ukraine zu besiegeln. Aber der scheint ebenso wenig greifbar wie ein Ende des Gazakrieges. Und auch eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel, indem Saudi-Arabien den sogenannten Abraham Accords beitritt, die er seinerzeit als US-Präsident befördert hatte, ist in dieser Lage erheblich komplizierter geworden. Ohne glaubwürdige Aussicht auf eine Zukunft der Palästinenser in einem eigenen Staat wäre das Königreich wahrscheinlich nicht dazu bereit.

Frustrierend für Trump, der doch am liebsten grosse Erfolge verkünden würde, gerade jetzt, wo seine eigenen brachial-chaotischen Zollspielchen immer weniger US-Amerikanerinnen und -Amerikaner überzeugen. Oft genug hatte er zuletzt grandiose Entwicklungen und Abkommen angekündigt, schon bald. Doch die Krisen und Kriege werden zwar Teil der Gespräche in den Golfstaaten sein, etwa auch mit Blick auf die Atomverhandlungen mit dem Iran, aber Abschliessendes ist wohl nicht zu erwarten, um Israel macht er einen Bogen. Da hilft auch kein Schönreden, wie Trump es vor seiner Abreise versuchte: «Die Welt ist heute sehr viel sicherer, als sie es vor einer Woche war», und «sehr viel sicherer als vor sechs Monaten». Woran er das festmacht? Man weiss es nicht.

Alles hängt mit allem zusammen

Und so konzentriert sich Trump ganz auf das, was er am liebsten tut: Deals schliessen und sich dafür feiern. Folgerichtig flankiert ihn eine hochrangige Wirtschaftsdelegation, zu der etwa Tesla-Chef Elon Musk oder die Unternehmensführungen von Amazon, OpenAI, Google und Boeing gehören. Der US-Präsident will insgesamt Investitionen und Verträge über 1'000 Milliarden Dollar in die USA holen; Saudi-Arabien hat bereits mindestens 600 Milliarden versprochen, womöglich 1'000. Die Vereinigten Arabischen Emirate könnten diese Summe in den kommenden zehn Jahren noch übertreffen.

Elon Musk, departs a lunch between President Donald Trump and Saudi Crown Prince Mohammed bin Salman at the Royal Palace in Riyadh, Saudi Arabia, Tuesday, May 13, 2025. (AP Photo/Alex Brandon)
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Elon Musk und die Unternehmensführungen von Amazon, OpenAI, Google und Boeing begleiten Trump auf seiner Reise in den Nahen Osten. Bild: keystone

Vor allem Rüstungsgüter wollen und sollen die Golfstaaten von den USA kaufen, aber auch Hightechbranchen und den Energiesektor unterstützen, von Datenzentren für künstliche Intelligenz bis zur Halbleiterproduktion. Dafür erhoffen sie sich ihrerseits besseren Zugang zu Schlüsseltechnologien und Investitionen für den eigenen Weg in die Zukunft: Saudi-Arabien will seit Langem ein ziviles Nuklearprogramm aufstellen und ein Sicherheitsabkommen schliessen. Alles hängt mit allem zusammen.

Jetzt auf

Ob das auch für die persönlichen Interessen der Trump-Familie gilt, die in der Region durchaus vielfältig sind? Ob der US-Präsident also Politik und Geschäft vermischt? «Lächerlich», meinte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, am Montag. Trumps Söhne Eric und Donald Junior jedenfalls waren schon kurz vor seinem Besuch in der Region unterwegs, bei Doha soll ein Trump-Golfplatz entstehen, in Dubai ein Luxushotel, in Dschidda ein Trump-Tower, unter anderem. Auch Schwiegersohn Jared Kushner investiert in der Region und soll Trump vor der Reise noch beraten haben. Man könnte schon auf die Idee kommen, dass zur Faszination des US-Präsidenten mit den Golfstaaten auch dies gehört: dass Staat und Wirtschaft dort kaum voneinander zu trennen sind.

Was Trump sicher gefällt, ist der Prunk, mit dem er empfangen wird. Und offenbar findet er auch nichts dabei, wenn die Gastgeschenke mal etwas grösser ausfallen. In Katar will ihm die Königsfamilie angeblich ein luxuriöses Flugzeug übergeben, eine Boeing 747-8, die mit allerlei Sonderausstattung Hunderte Millionen wert sein soll. Die würde er tatsächlich annehmen, als «Air Force One» aufrüsten und über den Umweg über seine Präsidentenstiftung auch nach seiner Amtszeit weiter nutzen wollen. Von Bestechung keine Spur, hiess es aus dem US-Justizministerium, denn daran seien ja keine Bedingungen geknüpft. Trump nannte die mögliche Schenkung einen «sehr öffentlichen und transparenten Vorgang». Es ist wohl so, wie er gern sagt: «We'll see what happens.» Man muss nur genau hinschauen, was die Gegenleistung ist.

Dieser Artikel wurde zuerst auf Zeit Online veröffentlicht. watson hat eventuell Überschriften und Zwischenüberschriften verändert. Hier geht’s zum Original.

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